Performance im Wiener Stadtpark im April 2000
Im April 2000 ging ich mit einem aus Kresse und Gras gewachsenen Rock bekleidet in den Wiener Stadtpark. Ausgerüstet mit unterschiedlichen Schneidewerkzeugen (Schere, Heckenschere, Pinzette, Messer) bat ich die Passanten, vom Rock zu schneiden und zu der geernteten Kresse bot ich Butterbrote an. Der Rock ist ein Inbegriff der Weiblichkeit, seine üppige Form und die Betonung der Taille sind sexuell aufgeladene, die Fruchtbarkeit betonende Merkmale und sie sind mächtige weibliche Zuschreibungen. Mit dem Akt des Schneidens seitens der Passantin und des Passanten wird ein karikierender Blick auf ein bis heute hinterfragenswertes Fraubild geworfen, welches die Frau als das Objekt einordnet. Von der traditionellen Kunstgeschichte ausgehend, reicht mannigfaltig in alle Sparten hinein, die passive, zum Anschauen reduzierte Frau, die mit patriachalen Gesten ständig geformt und umgeformt wird. Die wilde, unbezähmbare Natur, die ebenso geformt und gebändigt wird, als Ausdruck von Macht und Beherrschbarkeit, steht mit dem Weiblichkeitsbegriff in der abendländischen Kultur in direkten Zusammenhang, dessen Auslotung ist bis heute ein wiederkehrendes Thema meiner Arbeit. Der Rock taucht seitdem in vielfältiger Weise auf. Indem ich die Passant*innen bitte von meinem Grasrock zu schneiden, wird sprichwörtlich „Hand an mich gelegt“, ebenso wird von mir die Kresse geerntet. Es entsteht ein Wechselspiel von Subjekt und Objekt, durch mein aktives Einfordern des Schneidens bin ich nicht nur Objekt und die Passant*innen sind nicht länger Zuschauer*innen, sondern Akteur*innen. Die Ernte der Kresse bringt die Rolle der „nährenden Mutter“ und die weibliche Fürsorge mit ins Geschehen. Das Setting ist der Wiener Stadtpark, der mit vielen geschnittenen Bäumen und Hecken, ein großzügiges Equivalent zu dieser Performance abgibt.